Gilgi - Eine von Uns -- 052
时间:2022-04-19 10:39:10 点击:
 


Da springt die auf, kreischt, ein Teller fällt auf den Boden. Also doch! Gilgi merkt jetzt erst, wie sehr sie gehofft hat, das Ganze wäre Irrtum, Quatsch oder sonst was, jedenfalls nicht wahr.

„Sie sind das Kind!“ scheint die Täschler hellsichtig und sinkt auf den Stuhl zurück. Gilgi überlegt, ob das die Stimme des Bluts war, die eben gesprochen hat. Stimme des Bluts wäre jetzt vorschriftsmäßig. Mein Blut ist taubstumm, ich muß mal zum Arzt gehn, vielleicht hab´ich auch nur zuviel getrunken.

„Nee, nee, nee, daß da was mit Ihn´nich richtich war, hann ich mir doch jleich jedacht, also Sie sin das Kind!“

In Gilgis Kopf surrt ein Ventilator, ihre Hände liegen schlaff und müde im Schoß. „Warum sagen Sie denn erst, Sie hätten kein Kind, da ist doch nichts bei, das ist doch nichts Unanständiges.“ Da lacht die Täschler, hoch und blechern, ihr Kopf fällt von einer Seite auf die andre, peinlich zu hören, peinlicher anzusehn. Und die lacht und kichert und wiegt sich auf dem Stuhl. „Na, Fröllein, darauf müssen wa noch en kleinen trinken.“ Ihr Lachen endet in trockenem Husten, am Kinn klebt Speichel, die klobige Nase ist mit Mitessern schwarz punktiert wie ein Kiebitzei. Warum bist du so geworden! Wer ist schuld, wer? Du selbst, ja gewiß, aber du nicht allein. Gilgi sieht zackige, rote Buchstaben in grauem Nebel: Mensch, was machst du mit deinem Leben! Sie regt sich nicht, sie spricht nicht – was ist noch zu sagen? – sie wartet nicht. Sie ist ein Ausrufnungszeichen hinter roten Buchstaben: Mensch, was läßt du aus deinem Leben machen!


 

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